Beikostzeit ist immer eine spannende Zeit! So individuell unsere Kleinen sind, so indivuell ist auch die Beikosteinführung. Mit den Erfahrungsberichten möchte ich eine Plattform bieten, auf der ihr als Eltern eure Tipps und Erfahrungen teilen könnt.
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Almira
Almira ist 33 Jahre alt, verheiratet, Mama zweier Kinder (35 Monate und 9 Monate) und kommt aus Österreich. Ihre Wurzeln liegen aber in Bosnien und Deutschland. Berufstechnisch ist sie im Büro zuhause und fühlt sich dort auch sehr wohl, wobei sie derzeit in Elternzeit ist.
In welcher Form gibt es Beikost?
Meine 9 Monate alte Tochter bekommt von Anbeginn Fingerfood. Ich habe mich für diese Form der Beikost entschieden, da sie mir am plausiebelsten erscheint. Alleine die Vorstellung ICH müsste alles in Breiform essen, löst ekel in mir aus. Ich bin ein Genussmensch, neue kulinarische Erfahrungen bereiten mir Freude und inspirieren mich in meiner eigenen Küche. Es ist faszinierend, wie breit die Palette an Möglichkeiten ist, aus ein und den selben Zutaten verschiedene Speisen herzustellen. Dazu ist es notwendig die Urzutaten zu kennen um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen… Nun ist das aber in Breiform doch erschwert möglich.
Wie verlief die Beikosteinführung?
Meine Tochter riss mir mein Brot aus der Hand und lutschte genüsslich daran und ich bot ihr ein Stück Gurke dazu an, da war sie knapp 7 Monate alt. Daraufhin folgte so ziemlich alles, was wir aßen und das sie kosten wollte.
Es war für mich eine intensive Erfahrung meiner Tochter bei der Beikosteinführung zuzusehen. Wie sie die Speise in den Händen hält, erst in der einen, dann in der anderen Hand, um zu prüfen, ob das Tastgefühl das Selbe ist. Danach zuerst daran lutscht und dann das Gesicht verzieht, als ob ihre hypersensibelen Geschmacksknospen mit der Aromaexplosion erst zurecht kommen müssten, just um es wieder in den Mund zu führen um darauf rumzukauen und um es dann mit den Händen zu kneten, gegen den Tisch zu hauen, es hin und her zu wischen und um es letztendlich auf Schwerkraft zu testen indem sie es auf den Boden schmeißt. Quietschend und aufmerksam beobachtend, natürlich um das selbe Szenario von vorne mit dem nächsten Stück fortzusetzen. Herrlich.
Meine Tochter wird gestillt, so wie ihr 35 Monate alter Bruder auch noch.
Die Beikosteinführung bei meinem Sohn vor ca. 2,5 Jahren verlief hingegen anders. Damals las ich zwar was von dem so genannten BLW, aber suspekt war es mir dann doch. Viele Vorurteile und Ängste steuerten dagegen. Ich besprach diese Form der Beikost mit seiner damaligen Kinderärztin und sie riet mir strikt davon ab. Die Verschluckungsgefahr wäre viel zu hoch und ich soll ihm etwas Breiartiges vorsetzen in dem er herumwühlen kann, schliesslich wären ja die Geschmäcker verschieden und die Konsistenz spiele ja keine Rolle – so ihr Rat!
Ich kochte also Pastinake für meinen Sohn und fütterte ihn damit als er knapp 8 Monate alt war (die Beikostreifezeichen waren mir wenigstens ein Begriff). Er hatte sichtlich keine Freude daran und ich auch nicht. Ich rang also mit mir und suchte einen Weg wie wir das in eine Richtung lenken konnten, die sich richtig anfühlt.
Also pürierte ich nichts mehr sondern rieb es erst fein, dann grob und beobachtete mit herzklopfen meinen Sohn dabei, wie er das erkundete, ertastete und aß. Nun war der Tag gekommen: Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und legte ihm eine weiche, reife, halbgeschälte Birne hin.
Mein Herz raste. Ich hatte immer noch Vorurteile, wie er das wohl bewältigen würde!
Er nahm die Birne in die Hand, betrachtete sie, biss rein, schob das Stück im Mund hin und her, drückte mit der Zunge darauf herum und fing an zu würgen. Ich kniete also vor ihm und glotzte mit großen Augen in seinen geöffneten Mund um zu sehen, wo denn das Stück steckt…
Es war mittig auf seiner Zunge. Und er würgte nochmal. Es war nun weiter vorne.
Hach! Soooo geht das also! Das ist das berühmte Würgen um es neu zu positionieren, nicht weil es den Atemweg blockiert.
Selbes Szenario bot sich mir noch einige Male, auch blieb es wirklich mal stecken und er musste es auskotzen, aber auch da war ich fasziniert, wie der Notfallplan des Körpers perfekt funktioniert.
Mit meinem nun frisch gefassten Mut ging ich den BLW Weg mit meinem Sohn und studierte ihn Tag ein, Tag aus! Einige Sachen vertrug er anfangs nicht, wie zum Beispiel Äpfel, Pflaumen, Ananas, Paprika. Davon bekam er Blähungen und zum Teil auch einen wunden Po. Wir pausierten mit diesen Speisen und ich bot ihm diese dann 1-2 Wochen später, falls es sich ergab, in kleinen Mengen an, um zu sehen wie er darauf reagiert. Äpfel aß er letztendlich erst mit dem Durchbruch der Backenzähne (mit über 20 Monaten), davor konnte er die bröselige Konsistenz einfach nicht gut bearbeiten. Gedünstet war es kein Problem.
Milchmahlzeiten hab ich keine ersetzt, war auch nicht das Ziel das ich erreichen wollte, da es da schon klar war, dass mein Sohn selbstbestimmt diesen Weg gehen soll und ich ihn dabei begleite. Manchmal wollte er vor der Mahlzeit stillen, manchmal danach und nicht ganz selten auch während des Essens. Selbstbestimmt war dennoch das Ersetzen letztendlich nicht, da die Milchbar schwangerschaftsbedingt schloss. Da war mein Sohn 20/21 Monate alt.
Aber bis dahin aß er mal mehr, mal weniger und stillte manchmal mehr, manchmal weniger. Nie wirklich vorhersehbar. Als mir die Milch weg blieb, führten wir keine PRE ein, dafür musste ich nachts gegen 3-4 Uhr für meinen Sohn etwas kochen oder auf dem Nachttisch etwas stehen haben, damit er seinen Hunger stillt, bis er es untertags regulieren konnte, damit er Nachts nicht hunger leiden musste. Die Umstellung ging mehrere Monate in denen mein Sohn nachts Eier, Pizza, Sandwitches, Bananen, Joghurt, Haferflocken… Und und und verlangte. Nun ist es so, dass er gern sein Frühstück nach dem morgendlichen Aufwachstillen einnimmt und auch lieber vor dem Mittagessen und dem Mittagsschlaf stillt, neben dem Obst und den Snacks auch mal am Nachmittag stillt und letzten Endes am Abend vor oder nach dem Abendessen stillen möchte. Meine Tochter, darf den selben Weg gehen und ihre Beikost selbstbestimmt einnehmen, sowie die damit verbundenen Milchmahlzeiten steuern, ersetzen oder ergänzen!
Allergien haben meine beiden Kinder nicht und Probleme sind ebenfalls keine ernsthaften aufgetreten, wenn man sich die Startschwierigkeiten überschattet von meiner Angst wegdenkt.
Was war oder ist nervig?
Nervig war tatsächlich die damit verbundene Ganzkörperreinigung, sowie der 2 m Radius ums Kind herum furchtbar nervig aber auch erstaunlich wie effektiv so keine Hände sein können.
Auch unterwegs, wenn wir essen waren, die Blicke zu ertragen, die uns die Mitgäste zuwarfen, waren sehr nervig. So vorwurfsvoll! Jedoch muss ich sagen, dass wir in jedem Restaurant herzlich bedient wurden und nie aufgefordert gewesen waren unserem Sohn das zu “verbieten”. Es waren die anderen Gäste, die sichtlich verstört dreinschauten.
Was würdest du anders machen?
Was ich nun anders bei meiner Tochter mache und was ich gern bei meinem Sohn schon hätte nicht sollen: Erwarten. Ich hätte keine Erwartungshaltung haben sollen, WIE das nun zu funktionieren hat. Nicht erwarten sollen, dass er täglich das Vorgesetzte kosten oder essen mag und vor allem die Mühe immer was Babygerechteres (lt. meiner Vorstellung) zu kochen. Das alles tu ich bei meiner Tochter nicht. Sie bekommt etwas von meiner Mahlzeit ab zzgl. Obst und Gemüsesticks dazu, zwecks der Auswahl, fertig. Was übrig bleibt, wird zum Smoothie.
Eure Lieblingsessen?
Das ungeschlagene Lieblingsessen meines Sohnes sind Dinkelpfannkuchen mit Erdbeermarmelade, Knödel mit Butter und Parmesan und Pommes mit Ketchup.
Meine Tochter isst gerade alles kreuz und quer. Eine Leibspeise konnte ich nicht eruieren
Liebe Almira, ich danke dir für diesen Erfahrungsbericht und den Einblick in euer BLW-Erfahrungen.